Zuletzt habe ich „Zusammen werden wir Leuchten“ gelesen und das Buch hat mich tief berührt. Im selben Atemzug habe ich „George“ geliefert bekommen und sofort im Anschluss gelesen.
Auch bei George handelt es sich um die Geschichte eines kleinen Jungen, der sich seiner völlig sicher ist, im falschen Körper gefangen zu sein. George Selbstverständnis ist ganz klar das eines Mädchens. In Folge dessen wird von George im Buch auch immer in der weiblichen Form gesprochen – das finde ich total sympathisch!
SIE ist ein 10 jähriges Kind und weiss seit frühester Kindheit, dass sie kein Junge ist. Im Alltag versucht sie der gegebenen Rolle weitestgehend zu entsprechen. Von ihren Mitschülern wird sie zwar nicht direkt ausgegrenzt, aber wirklich Anschluß hat sie auch nicht, da sie von ihrem Verhalten her eben nicht dem klassischen Rollenbild entspricht.
Auch dieses Buch nimmt sich viel Zeit Georges Inneres zu beleuchten. Wie und was fühlt sie? Es ist sehr schwer für sie sich zu öffnen. Auch George hat Angst sich zu outen, aus Angst vor der Reaktion ihrer Familie. Sie hat sich schon lange vorgenommen ihrer Mama alles zu sagen, aber bisher hat sie immer Ausflüchte gefunden es nicht zu tun.
Ihr größter Schatz ist eine Jeanstasche voller Mädchenzeitschriften, die sie immer heimlich durchblättert wenn sie sich alleine wähnt. Dann träumt sie sich in die Zeitschriften und zu den darin abgebildeten Mädchen – wie es wäre einfach dazuzugehören.
Als ihrer Mutter irgendwann diese Tasche in die Hände fällt, denkt diese erst George wäre schwul und hätte die Zeitschriften gestohlen – worauf hin George sich seiner Mutter gegenüber offenbart. Die nimmt sie allerdings nicht für voll und tut George Gefühle als jugendliche Phase ab.
Währenddessen steht in der Schule die Theatervorstellung der Viertklässler an und George setzt alles daran die Hauptrolle zu ergattern – der Knackpunkt ist nur, dass die Hauptrolle weiblich ist. Sie wittert ihre Chance mit der Rolle allen zu zeigen, was sie wirklich ist – ein Mädchen! Allerdings schmettert die Lehrerin ihren Wunsch ab, obwohl sie beim Vorsprechen besser als alle anderen ist.
Zum Glück ergattert ihre beste Freundin die Hauptrolle. Und nachdem klar geworden ist, dass ZWEI Vorführungen angesetzt sind, beschließen sie, nach der ersten Vorführung heimlich zu tauschen…
Fazit:
Ich bin kein 10 jähriges Mädchen und ich war mir in dem Alter meiner längst nicht so sicher wie George, aber trotzdem geht die Geschichte nahe. Ich kann ihre Ängste und Sehnsüchte total nachvollziehen, auch wenn sich meine TS erst sehr viel später in dem Maße manifestiert hat, als dass ich mein Leben von Grund auf ändern musste.
Aber die Ängste und Sehnsüchte unterscheiden sich nicht so sehr von uns „Erwachsenen“. Auch wir haben Angst vor Ausgrenzung, dem Verlust von Freunden oder gar der Familie. Es ist einzig der innere Schmerz der uns irgendwann zu dem großen Schritt zwingt.
Georges Umstände sind andere als bei mir, aber deshalb nicht weniger verständlich. Ihre Hingabe wegen des Theaterstücks – diese kindliche Begeisterung – haben mich einfach mitgerissen, auch wenn das Buch vom Erzählstil natürlich an sehr viel jüngere Leser gerichtet. Und gerade für die angepeilte Altersgruppe halte ich dieses Buch für sehr schön und gut geschrieben – jetzt fehlt nur noch eine ähnlich gelagerte Geschichte im deutschen Raum, damit so etwas auch einmal an deutschen Schulen thematisiert werden kann.
In diesem Sinne kann ich auch George wärmstens empfehlen! 🙂