Ja, ich gebe es zu…
Und nein ich schäme mich nicht…
Auf jeden Fall nicht zu sehr…
Ich habe ganz andere Dinge öffentlich Preis gegeben…
„Milaaaa? Was machst denn da?“
„Ich bastel…“, mein Lottogewinnblick.
„Und was bastelst du da? Du sitzt ja schon Tage lang über deinen Tisch gebeugt…“
„Kennst du eh nicht…“, sag ich und versuche meinen Bastelplatz mit dem Rücken vor neugierigen Blicken abzuschirmen.
„Wieso? Zeig doch mal…machst du was mit Perlen?“, etwas rotes blitzt kurz auf. Es könnte frisches Blut sein….
„Nei-hen…kennst du nicht und ist nix für dich.“ Ich werde ungeduldig und möchte in Ruhe meinem heimlichen Hobby fröhnen.
„Wieso?!“, energischer diesmal. „Ich kenn mich doch mit Basteln aus? Im Referendariat habe ich mit den Kindern Kastanien auf Schnüre aufgezogen…“
Ich muss durchatmen…TIEF durchatmen…bevor ich fast unhörbar murmele: „Häresie…“.
„Wie war das?“
„Ach nichts. Ich arbeite an der Unterwerf…äh…Befriedung der Galaxis“
„Hä?“
„Ich hebe gerade eine Armee aus“, sage ich und blicke sie ernst an. „Astartes vom Orden der Purgamenta Xenosa – Abkömmlinge der Schlümpfe“
Verständnislose Blicke:“Um Rechtschaffenheit und Frieden“, an dieser Stelle muss ich ernsthaft ein Lachen unterdrücken „und das Wohl des Volkes zu verteidigen…“
„HÄÄÄ?!“
„OK, nochmal zum mitschreiben – ich arbeite gerade an meiner Armee hochgezüchteter und genetisch modifizierter Spacefaschisten, die im Nahmen des Imperators ausnahmslos alles über den Haufen ballern was nicht bei drei im Bunker ist…und selbst dann ist nicht Schluss, weil dann einfach der Bunker platt gemacht wird und im zweifel der Planet samt Bevölkerung exterminiert äh…befriedet wird. Alles klar?“. Ich glaube das saß…
„OK…warum hab ich nur gefragt…ich dachte du machst dir die Nägel oder sowas, bei den ganzen Farbtöpfen…“
Ja, ihr seht schon, es ist nicht einfach jemandem sein etwas spezielles Hobby näher zubringen.
Eine erwachsene gestandene Frau die mit Soldaten KLEINEN Plastikfiguren spielt und denen auch noch komische Namen gibt…UND massig ihrer Freizeit darauf verschwendet den kleinen Scheissern auch noch einen würdigen Anstrich zu verpassen (mit mehr oder weniger Erfolg bzw Können). Was bringt mich also dazu, diesem doch recht skurilen Zeitvertreib nachzugehen und mein sauer erwirtschaftetes in den Rachen eines Molochs aus Nottingham zu werfen?
Was ist die Faszination dieser kleinen Plastikdinger? Wie erkläre ich das jemandem, der so gar keine Ahnung von der Materie hat?
Was hat es also mit Warhammer 40K auf sich?
– Der bastlerische und malerische Aspekt ist natürlich ganz wichtig. Ich kann mich kreativ austoben und mache etwas filigranes und handwerkliches.
– Das repetitive Bemalen einer Armee hat etwas meditatives – ich kann dabei ganz wunderbar abschalten und den Stress des Tages hinter mir lassen.
– Sollte man sich mit seinen malerischen Künsten Minis ans Tageslicht trauen, dann kann man sogar spielen den Gegner zermalmen.
– Ich kann meine Sammelleidenschaft befriedigen
– Doch das alles würde nicht einmal halb so viel Spaß machen, wäre da nicht der FLUFF !
Der Fluff…
Der Fluff…ja was ist eigentlich DER Fluff? Der Fluff ist der Zucker aus dem die Nerdträume bestehen. Er umgibt uns, er durchdringt uns – er hält das SpielUniversum zusammen. Ohne den Fluff wäre ich NUR eine Verrückte, die mit kleinen Plastiksoldaten spielt…der Fluff ist der Background. Die Geschichte, die hinter allem steckt. Durch den Fluff hat alles eine Bedeutung.
Während eine Schachfigur nur ein gesichtsloser Stein ist, wird jede Figur bei Warhammer durch den Fluff lebendig. Jede Miniatur hat einen Hintergrund; das ganze Spiel Universum ist death detailliert ausgearbeitet. Eine Partie Schach ist bedeutungslos – hier geht es um Größeres. Den ultimativen Kampf zwischen Gut…äh…ok…gut und Böse.
Was ist so toll am Warhammer Fluff?
Äh…? Alles? Warhammer ist Testosteron pur! Space Marines sind so Männlich, die können auf ihre Männlichkeit verzichten und werden dann sogar noch männlicher! Alles was nicht männlich ist, ist quasi Häresie…genaugenommen ist im 41 Millennium ALLES Häresie!
„In der Finsternis der fernen Zukunft gibt es nichts als Krieg!“
So die Tagline – und die ist Programm. Ich habe selten ein dystoperisches Universum als dieses gesehen.
Irgendwann im 41 Jahrtausend angesiedelt, hat sich das Imperium der Menschen über einen Großteil der Galaxis ausgebreitet. Doch was einst ein hochtechnisiertes Zeitalter des Wohlstandes war, ist nach der Zeit des Weltenbrandes im Chaos versunken (was hier WÖRTLICH zu verstehen ist).
Irgendwann so um 31K rum, machte sich der geilste Typ der Galaxis auf, namentlich der Imperator, um mit seinen 20 Legionen Space Marines das menschliche Reich (naja NICHTmenschliche auch) zurückzuerobern und unter einem Imperium zu vereinen.
Jede der zwanzig Legionen wurde von einem Primarchen angeführt – fleisch gewordenen Kriegsgöttern, gezeugt aus der Saat des Imperators, in den Laboren des Imperators. Diese unterwarfen in seinem namen Planetensystem um Planetensystem und löschten ganze Xeno-Völker und jeden anderen, der sich nicht integrieren lassen wollte, aus. Es war eine Zeit des zweiten Aufschwungs für die Menschen, bevor Horus Lupercal (Primach der Lunar Wolves, Träger des Titels „Kriegsmeister“ und beliebtester der Primarchen) von den Göttern des Chaos korrumpiert wurde und sich gegen seinen Vater, den Imperator, erhob. Ihm folgte die Hälfte seiner Primarchen-Brüder samt ihrer Legionen in die Schlacht – was als „Der Große Bruderkrieg“ bekannt wurde.
Der Imperator konnte Horus zwar im Zweikampf besiegen, wurde dabei aber so schwer verletzt das er im Anschluss in den „Goldenen Thron“ eingebettet wurde und seit diesem Tage an 10.000 Jahre als Erbspüree vor sich hin verwest.
Tja, von dem Tage an ging es mal wieder rapide Berg ab mit der Menschheit und aus dem vom Imperator erträumten Imperium wurde im Laufe der Jahrtausende ein total totalitärer Militärstaat. Obwohl dieser schon allein unter dem eigenen Gewicht zu zerbrechen droht, wird er Tag täglich von Innen als auch von Außen bedroht. Das Leben des einzelnen hat keine Bedeutung. Jeder Mensch ist nur ein Zahnrädchen in der schier endlosen Bürokratie des Imperiums, welches seine Macht durch Angst, Gewalt und Religiösen Übereifer (dem inzwischen vergöttlichtem Imperator gegenüber) erhält. Irgendwann hat das Imperium nämlich die gute alte Häresie (Ketzerei) wieder ausgegraben, um damit alles und jeden erst einmal pauschal belangen zu können der etwas tut was gegen die Grundsätze des Imperiums, gegen einen Vorgesetzten oder sonst gerade irgendwen verstösst ^^
Und nicht selten wird Häresie mit dem sofortigen Tod bestraft. Sollte sich jemand kritisch wegen der Behandlung von Häretikern äußern…so ist das automatisch Häresie 😀 Deshalb mag ich ja die Komissare der Imperialen Armee so gerne…
Ihr seht..ein goldenes Zeitalter ^^
Aber damit nicht genug, denn Horus einstige Gefolgsleute haben sich abgesetzt und Sorgen ebenfalls seit 10.000 Jahren mit ihren „Schwarzen Kreuzzügen“ für regelmäßig Trouble. Diese jetzt als „Chaos Space Marines“ bekannten Störenfriede sind einen Pakt mit den völlig psychotischen Göttern und Dämonen des Warp (eine Art Hyperraum, durch den auch der hiesige Interstellarflug stattfindet) eingegangen – hat ja auch nur ihre Seelen gekostet.
Aber die Warhammer 40K Welt dreht sich ja nicht nur um uns Menschen – da gibt es noch die Weltraum-Elben Eldar, die einst selbst ein galaktisches Imperium waren, doch jetzt nur noch ein Schatten ihrer selbst sind und um das eigene Überleben kämpfen. Ihre nächsten Verwandten sind die Dark Eldar – ein Haufen total durchgepeitscher Sado-Maso-Psychos die ihre Freizeit gerne mal plündernd und brandschatzend durch die Weiten des Alls ziehen.
Meine persönlichen Lieblinge, bevor sie „Fluff-Fucked“ wurden sind/waren die Necrons – eine Art richtig heftig, seelenlose Space-Terminatoren mit einem verzehrenden Hass auf alles Lebendige…(jetzt sind sie zu Comicbuch-Spacepharaonen geworden -.- )
Dicht gefolgt von den Tyraniden, einer extragalaktischen Schwarmintelligenz mit HUNGER auf alles Lebende (wer die Starcraft Zerg kennt, kann sich was unter Tyraniden vorstellen^^)
Berühmt, berüchtigt und meiner bescheidenen Meinung nach überflüssig sind die Grünhäute/Orks….eine funguide Weltraumpest, die nur für den Kampf und das „Moschen“ und viel „Dakka“ lebt ^^
Dann als vergleichsweise junge Spezies im Warhammer40K Universum darf ich noch das Sternenreich der Tau erwähnen – wenn es in der finsteren Zukunft des 41 Millenniums noch andere Staatsformen als totalitäre Regimes gibt, dann wohl bei den Tau. Deren Kastensystem lebt wohl am ehesten so etwas wie den Kommunismus…als Space-Kommis xD ausserdem führen die Einheiten ins Feld, bei denen sich jeder Japan-Mecha-Fan ins Höschen nässt ^^
Zu guter Letzt noch ein Wort zu den Chaos-Göttern / Dämonen des Warp – die ja noch einmal eine ganz eigene Fraktion darstellen und so richtige Sickos sind 😀 Da gibt es Khorn, den Blutgott, der auf seinem Schädelberg thront; für den Gewalt und Blutvergiessen die reinste Freude sind (ok, für wen in W40K eigentlich nicht?). Nurgle, Lord der Krankheiten, Verwesung und Pestilenz – ein „reizender“ Bursche, der gerne mit Pest und Eiterbeulen übersäte Einheiten ins Feld führt. Slaanesh, Gott über Sex, Drugs and Rock´n´Roll – ein psychotischer Bastard, der erschaffen wurde als sich die Eldar während eines drogeninduzierten Sado-Maso Massengangbangs fast selbst ausgelöscht haben und dabei die Realität selbst geritzt haben. Und dann war da noch Tzeentch, der Loki unter den Chaos-Göttern – der sich viel besser mit englischem Vokabular beschreiben lässt – aber ich sag mal so „Er liebt es, wenn ein Plan funktioniert“. Er ist ein Verführer und Trickbetrüger, auch wenn diese Worte seiner Arglist und Ränkeschmiederei nicht ansatzweise gerecht werden.
Natürlich gibt es noch eine Menge Unterfraktionen, aber ich wollte nur mal einen kurzen Überblick über die Spielwelt geben und warum sie interessanter als z.B Schach ist. Zugegeben, das Setting mag nicht unbedingt jedermanns oder FRAUS Geschmack sein, aber es bietet einfach unheimlich viel Tiefgang und „grimmige Dunkelheit“ 😉
Weiter oben habe ich geschrieben, man könnte neben dem ganzen Malen und Basteln natürlich auch „spielen“…das mag durchaus sogar zutreffen, obwohl sich meine Erfahrungen dabei noch sehr beschränken. Zum einen mag ich tatsächlich das Basteln, Bemalen und Sammeln…andererseits stehe ich in meinem Bekanntenkreis leider auch alleine mit meinem Hobby da. So beschränken sich meine tatsächlichen „Spiele“ auf ein oder zwei Proberunden mit einem Freund, den ich überreden musste. Dabei konnte ich natürlich noch keinen Einblick in die tieferen Spielmechaniken werfen, oder gar das taktische Ausmaß meiner favorisierten Armeen ausloten.
So…wenn mich jetzt noch einmal jemand fragt, was es mit meinem Bastelhobby auf sich hat, dann werde ich ihn an diesen Blogartikel verweisen. Natürlich könnte ich dem Thema einen ganzen Blog widmen – ja das Thema IST so umfangreich, sonst gäbe es das Lexicanum nicht! – aber das hier soll für den groben Überblick reichen.
Wie sieht es mit euch aus? Habt ihr auch eine Vorliebe für skurile Spiele, Tabletop oder RPG´s ? Lasst mir gerne einen Kommi da…
Bis Bald,
eure Mila
Dieser Beitrag hat 6 Kommentare
Guten Morgen, mein Mann ist auch ein kleiner Bastelfreak. Aber er nimmt sich eher Modellautos vor. Ich habe da nicht so das Händchen für- Ich wünsche Dir einen schönen Tag. Liebe Grüße Jana
Guten Morgen, mein Mann ist auch ein kleiner Bastelfreak. Aber er nimmt sich eher Modellautos vor. Ich habe da nicht so das Händchen für- Ich wünsche Dir einen schönen Tag. Liebe Grüße Jana
Oh wie süß! <3
Ich wünschte, ich hätte soviel Geduld für sowas, aber ich würde beim anmalen allein schon total irre und wüten werden.
Lg Coline
Hihi…darum geht es ja…um das „Wuu Saa“ und die innere Mitte *lach* 😀
Oh wie süß! <3
Ich wünschte, ich hätte soviel Geduld für sowas, aber ich würde beim anmalen allein schon total irre und wüten werden.
Lg Coline
Hihi…darum geht es ja…um das „Wuu Saa“ und die innere Mitte *lach* 😀