Hallo meine lieben Flauschies,
Heute muss ich mir mal wieder meine aktuelle Gemütslage von der Seele schreiben, die eigentlich auf ihrem absoluten Höhepunkt ist. Dennoch nagt da etwas an mir, aber vielleicht werde ich mir ja meiner Gefühle etwas bewusster, wenn ich erst einmal zu schreiben anfange.
Meine persönliche Situation ist endlich wieder in geregelten Bahnen, auch wenn es ein langer und steiniger Weg bis hierher war. Ich habe einen neuen Job in dem ich aufgehe, meine Umschulung hat sich endlich bezahlt gemacht. Die Kollegen sind toll. Per Video-Telefonie kann ich in der Corona Zeit bequem von Zuhause aus arbeiten.
Ja, ich bin glücklich. Wenn auch gerade etwas verwirrt, weil mein Nachbar gerade so laut einen Elvis Presley Schmachtsong hört, dass ich mitsingen könnte… aber darum geht es nicht ^^
Ich bin endlich wieder an einem Punkt in meinem Leben, an dem ich mich als wahrlich glücklich bezeichnen würde. Ohne manischen Schub. Ohne Wenn und Aber….von meiner Wohnung mal abgesehen. Dennoch…irgend etwas geht in meinem Kopf vor sich. Ich träume in letzter Zeit sehr viel.
In den letzten 7 Tagen habe ich 3 Mal von meinem Dad geträumt. Sein zweiter Todestag nähert sich mit großen Schritten und ich glaube, ich kann damit nicht umgehen. Ich habe seinen Tod noch nicht verarbeitet.
Als ich klein war, habe ich zu meinem Vater wie zu einem Gott aufgesehen. Er war buchstäblich alles für mich. Auf eine ungesunde Art und Weise, da ich erst SEHR spät gelernt habe mich abzunabeln und mein eigenes Leben zu führen; meine eigenen Wünsche und Lebensziele umzusetzen. Für mich war das Wort des alten Mannes immer Gesetz, was irgendwann zu einem Schisma zwischen uns geführt hat. Wobei letzteres womöglich eher von meiner Seite ausging, als ich mich zurückgezogen habe und den Kontakt für mehrere Jahre unterbrochen hatte, während ich mich selbst zu finden versuchte. Jahre, die ich mit meinem Vater hätte verbringen können.
Damals erschien es mir so, als müsste ich mich zurückziehen. Ich habe eine Selbstständigkeit aufgegeben, eine Ehe in den Sand gesetzt, ja mein ganzes Leben umgekrempelt, indem ich zu Mila geworden bin. Und all diese begleitenden Faktoren, die mich zu dem Menschen gemacht haben, der ich heute bin, haben mich damals zutiefst beschämt. Ich habe einen Burn Out, eine Sinn- und eine (Geschlechts-)identitätskrise hinter mir und habe mich einfach nur vor meinem Vater geschämt. Ich wollte niemals mehr, als meinen Dad zufriedenstellen und seinem Erbe gerecht werden. Aber ich konnte es nicht. Und konnte ihm wegen meiner eigenen Scham die letzten Jahre seines Lebens nicht unter die Augen treten.
Ja, es war verdammt schwierig zwischen uns. Er hat „Mila“ nie akzeptieren können, aber dennoch waren wir immer vom selben „Blut“. Wir konnten immer über dieselben Dinge lachen, haben hunderte Filme zusammen geguckt, die mich bis heute beeinflussen. Er hat mir beigebracht wie ich aus einem Stück Holz ein Möbelstück schaffe. Er hat mich auf so viele positive Arten beeinflusst und doch habe ich mich die ganzen Jahre nur an dem Zwist zwischen uns aufgerieben und das tut mir so unsagbar weh. War er ein alter sturer Bock? JA! Hat er mir weh getan? JA! Habe ich ihn über alles geliebt? JA!
In einer Partnerschaft würde man wahrscheinlich von „toxisch“ sprechen, aber zwischen meinem Dad und mir war so viel mehr und ich habe es nicht zu schätzen gewusst und jetzt ist er nicht mehr da.
Ich will doch einfach nur Zuhause anrufen und erzählen wie toll meine neue Arbeit ist; das sich alles gelohnt hat. Das die Umschulung der richtige Weg war und das ICH endlich glücklich bin. Aber ich kann es nicht, denn der alte Sack ist nicht mehr da; wird es nie mehr sein. Mir bleibt nur die Erinnerung und die Anekdoten aus früheren Zeiten.
Vaddern, ich vermisse dich!
Ich habe viele tolle Freunde. Nein, das ist so nicht richtig. Ich habe eine Handvoll Freunde, die für mich aber wie Familie sind. Ich war nie jemand, der Gott und die Welt kennt. Mir waren immer schon wenige intime Beziehungen zu Menschen, mit denen mich etwas verbindet wichtiger. Auch da bin ich wie mein Dad. Aber keiner von denen kennt – KENNT – mich wirklich. Jeder kennt eine Facette von mir. Mit jedem habe ich etwas gemeinsam. Mein Vater kannte mich auf unsere „spezielle“ Art aber wohl am besten. Ich meine, ich bin faktisch sein Klon! Ich muss mir nur alte Bilder von ihm ansehen oder darauf achten, wie ich jetzt mit meinem Patenkind umgehe. Es steckt so viel von meinem Dad in mir. Seine besten Seiten, aber auch eine ganze Menge von den Manierismen, die ich früher so gehasst habe und jetzt doch selber zeige. Es wird nie wieder einen Menschen geben, der einfach nur durch Augenkontakt genau weiß, was ich denke. Das macht mich so unsagbar traurig. Von ihm habe ich die Liebe zur Musik – ich höre noch immer die Bands, die wir im Urlaub auf seinen Mixtapes hatten. Diese Erinnerungen kann ich jetzt mit niemandem mehr teilen. Ein Buch? Ein Rezept? Eine neue Kräutermischung? Niemandem kann ich meine Entdeckungen mehr so emotional präsentieren, wie meinem Dad….
Zurück zu den Träumen
Wie gesagt, habe ich den Tod meines Dads nie wirklich verarbeitet. Ich verdränge. Habe das schon immer getan. Deshalb träume ich jetzt. Zwei Jahre hat er mich nicht besucht. Jetzt 3 mal in einer Woche. Und ich konnte ihm endlich erzählen wie es mir geht; was ich geschafft habe. Luzide Träume sind meine Spezialität. Klarträumen und sich des Traumes bewusst sein. Bei mir ein Normalzustand. Ich konnte ihm alles erzählen.
Letzte Nacht war allerdings sehr merkwürdig. Da habe ich nicht von meinem Dad geträumt. Da war die Situation eine andere. Ich kam gerade mit meiner Mutter aus dem Krankenhaus, in dem mein Dad gestorben war. Hier schwankte die Person immer zwischen meiner Mama, die bereits 1997 gestorben war) und meiner Stiefmutter – das Gesicht war nie ganz klar. Jedenfalls waren wir gerade auf dem Heimweg, als meine Mutter einen Herzinfarkt bekam und mir unterwegs unter den Händen weggestorben ist, sodass ich im Traum zwei Trauerfälle parallel zu verarbeiten hatte. Ich sag ja, ich bin gut im Verdrängen….