Über die Freude
Was ist Freude? Und wo finden wir sie?
Wenn man die Augen und Ohren offen hält, dann kann man sogar während des schwärzesten Tages etwas positives finden. Wenn man es zulässt. Wenn man es zulassen kann. Und gerade DAS ist die Kunst dabei, oder nicht?
Freude kann man in fast allen Dingen finden. Auch wenn ich als grüblerischer Miesepeter…IN verschrien bin, so habe ich mir doch die kleinen Freuden des Alltags bewahren bzw. zurückerobern können.
Gebt mir nur etwas zu essen, vorzugsweise frittiert, fettig, ungesund…und die Chancen stehen gut, dass ihr mir damit ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Freude geht bei mir durch den Magen. Aber nicht nur.
Gerade gestern Abend saß ich am Bahnhof. Es war windig und eine kleine Plastiktüte wirbelte dort umher. Ein Ding, Müll, Abfall und eigentlich nicht weiter meiner Beachtung wert, aber dennoch fesselte diese kleine Tüte meine Aufmerksamkeit. Wie sie im steten Luftstrom tanzte und knisterte und sich fast wie ein lebendes Wesen verhielt. Auf und nieder. Hin und her. Auch das bereitete mir tatsächlich Freude; dort zu sitzen und der kleinen Tüte zuzusehen, wie die Natur einem unbelebten Ding Leben eingehaucht hat.
Weiterhin freue ich mich über Gesellschaft. Unter Menschen blühe ich auf. Eine Tatsache, die ich noch vor einem Jahr für absurd und unmöglich gehalten hätte. Aber es ist eine Tatsache, dass ich jeden Morgen mit einem Lächeln im Gesicht aufstehe und mich auf meine Ausbildung freue. Ich habe wundervolle „Mitschülerinnen“, die ich nicht mehr missen mag.
Wie ihr seht, ziehe ich meine Freude nicht nur aus den kleinen, als auch aus den großen Dingen (oder zumindest größeren). Was mich allerdings am meisten überrascht ist, dass ich mich nicht mehr nur an den kleinen Freuden entlang hangeln muss, nur um zu überleben. Inzwischen kann ich wieder ganz unbefangen mein Leben genießen und grübele nicht mehr ständig darüber nach, wann denn wohl die gute Phase wohl wieder vorüber sein mag. Ich lebe…
Und es wird immer besser! So niederschmetternd die Verkündung des Endes meiner Zeit in Stade anfangs auch war, so viel mehr Lebensqualität gewinne ich hier in Hamburg.
Hier BIN ich unter besagten Menschen, endlich in der Lage ein Leben, nein DAS Leben zu leben, welches ich bisher nur träumen konnte; welches mir durch die Natur von Geburt an versagt blieb.
Inzwischen stimmt einfach fast alles – ich lerne einen Beruf, in dem ich aufblühe und habe dort super liebe Menschen getroffen – die pardon „Phrasenschwein“ – die einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen eingenommen haben. Meine Wohnungssuche ist hoffentlich zu einem guten Ende gekommen und die Wartezeit, bis eben diese frei wird, überbrücke ich im BFW-Internat.
Gerade heute Morgen habe ich direkt verschlafen und bin erst um 20 Minuten vor 8 hochgeschreckt…..10 Minuten vor 8 saß ich im Klassenraum. Traumhaft!
Das Internat mag nicht schön sein und die Zimmer zweckmäßig, aber ich kann endlich wieder etwas zur Ruhe kommen. Das ist so viel wert. Das ist Lebensqualität. Das ist LebensFREUDE.
Ich freue mich am Leben zu sein.
Die Zukunft ist aufregend. Sie ist spannend und hält sicherlich noch ganz viel für mich parat.