Buchdaten:

Alien 3 (nach William Gibson)

Engl: Alien 3 - The unproduced Screenplay by William Gibson

Verlag: Heyne

ISBN: 978-3453322561

Serie:

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Zusammenfassung

Das unverfilmte Drehbuch von William Gibson - jetzt als Roman von Pat Cadigan!

Rezension

Alien 3 (William Gibson Script) von Pat Cadigan

Hallo meine lieben Flauschies,

Ich bin begeistert, euch heute Alien 3 vorstellen zu dürfen. „Wie? Alien 3 – alter Hut“, höre ich euch sagen. Aber so einfach ist das nicht. Wir haben hier ein kleines Kuriosum auf dem Büchermarkt vor uns, denn es handelt sich nicht um die allseits bekannte Buchfassung des dritten Films der Filmsaga um das geifernde Alien. Jedenfalls nicht um die „verfilmte“ Buchfassung…

Alien 3 hat ja bekannterweise eine sehr bewegte Entstehungsgeschichte hinter sich und tatsächlich lag bis zu den ersten Tagen des Drehs noch nicht einmal ein vollständiges Drehbuch vor. Was nicht heißt, dass keine Drehbücher geschrieben worden wären. Tatsächlich waren so viele Autoren mit einem Drehbuch beschäftigt, dass die Filmcrew gar nicht wusste, was für Sets und Requisiten eigentlich gebraucht werden.

So sah das „ursprüngliche“ Drehbuch vor, dass Ripley auf einer HÖLZERNEN Raumstation abstürzt, auf der Technik hassende Mönche leben – dass Teile davon im fertigen Film zu finden sind, steht außer Frage. Allerdings ist es so, dass es im Vorfeld der Produktion eine Menge Drehbücher gab und verschiedene Gangrichtungen der Story ausprobiert wurden.

Eines davon ist das berühmt-berüchtigte William Gibson Drehbuch von Alien 3. Ja genau – DER William Gibson, der mit dem Roman Neuromancer de facto ein ganzes Genre geschaffen hat und ohne den es den Cyberpunk, wie man ihn heute kennt, wohl nicht geben würde. William Gibson wurde also einst beauftragt, ein Drehbuch für ein potenzielles Aliens Sequel zu schreiben.

Dass es im Endeffekt nicht verfilmt wurde ist bekannt und im Laufe der Zeit hat es über diverse Irrwege dann allerdings doch seinen Weg in die Öffentlichkeit gefunden – dem Internet sei Dank. Das erste Mal habe ich es wohl Anfang der 2000er in die Finger bekommen. Wahrscheinlich über irgendeine längst vergessene Alien Fansite oder ein Forum für Filmskripte.

Worin unterscheidet sich das Gibson Skript vom fertigen Film?

Wie gesagt, war man sich während der Preproduction noch längst nicht sicher in welche Richtung Alien 3 gehen sollte. Aliens war ein riesiger Erfolg und den wollte man natürlich fortsetzen. Gibsons Ansatz war genau so actionlastig…allerdings sehr viel blutiger als Aliens. Und wichtigster Unterschied zum fertigen Film ist wohl, DASS Newt lebt und sich auf dem Weg zu ihren Großeltern BEFINDET und das hier Corporal Hicks zum Hauptdarsteller befördert wurde und Ripley die gesamte Handlung im Koma verbringt, nachdem ihre Hyperschlafkapsel eine Fehlfunktion hatte. Wer weiß, vielleicht ist ja UNSER Alien3 ja nur ein Traum in ihrem Koma…

Alien drehte sich um Trucker im Weltall und Aliens hatte viele Parallelen zu klassischen Vietnam Filmen – wohin sollte also die Reise mit Alien 3 gehen? An diesem Punkt fange ich jetzt an, das Buch mit zu beschreiben.

Die Sulaco befindet sich auf dem Heimweg von LV426 zur Erde, doch der Navigationscomputer hat eine Fehlfunktion, wodurch das Schiff kurzzeitig vom Kurs abkommt und das Territorium der UFV (Union fortschrittlicher Völker) betritt. Bei der UFV handelt es sich im Grunde um Kommunisten im Weltall, was aber auch nicht verwundert, wenn man bedenkt, dass dieses Drehbuch aus dem Jahre 1989 stammt.

Ein Enterkommando betritt die Sulaco, um nach dem Rechten zu sehen und stoßen dabei auf den Androiden Bishop, der eingepackt in einer Hyperschlafkammer liegt – und aus dem ein Alien Ei wächst. Nichtsahnend wird ein Mitglied des Enterkommandos natürlich von dem in dem Ei wohnenden Facehugger angesprungen. Seine Genossin schießt im daraufhin ins Gesicht und wirft den Leichnam samt Alien aus der nächsten Luftschleuse. Um nicht unverrichteter Dinge zurückzukehren, sacken sie kurzerhand den Androiden ein und verschwinden. Danach kehrt die Sulaco zur Anchorpoint Station zurück.

Hier wird die Sulaco ins Trockendock geholt, worauf ein Squad Marines und der Bio-Laborant Tully ebenfalls an Bord geschickt werden. Doch im Gegensatz zu den Kommunisten, warten hier bereits ein oder 2 ausgewachsene Aliens auf die Marines. Wo die herkommen? Ja…dafür gibt es bestimmt eine Erklärung, aber nicht hier. Jedenfalls werden die Aliens vernichtet, doch Ripleys Hyperschlafkammer wird dabei in Brand gesetzt. Leider fällt sie dadurch in ein Koma, aus dem sie in DIESER Geschichte auch nicht mehr erwacht. Newt und Hicks erfreuen sich derweil allerdings bester Gesundheit. Es werden sogar Newt Großaltern auf der Erde ausfindig gemacht und die Kleine zu Ihnen geschickt.

Danach befasst sich die Story mit dem Labortechniker Tully und seinen Vorgesetzten von Wayland Yutanis Biowaffendivision, der an Bord der Sulaco auf ein seltsames, hochadaptives Pathogen gestoßen ist und dieses untersuchen soll. Es ist so besonders, weil es sich sogar mit Androidenblut verbindet, obwohl dieses eigentlich chemisch völlig inert sein sollte.

Ja, auch ich musste hier ein Ridley Scotts „Black Goo“ aus Prometheus und Covenant denken….überhaupt scheinen viele Ideen aus diesem Skript später recycelt worden zu sein.

Jedenfalls kommt es, wie es kommen muss und Tully sowie eine Frau von der W-Y werden dem Pathogen ausgesetzt – und mutieren später zu unseren geliebten Xenos, indem sie „X-Com Chrysalid-mäßig“ aufplatzen. Das Ganze ist ziemlich eklig und mir nicht so ganz begreiflich. Ja, das Pathogen verwandelt jetzt also Menschen in Aliens. Gut…wie ein Alien mit DEM Kopf in einen Menschen passt. Naja, ich nehme das jetzt einfach mal so hin.

Unser Tully verwandelt sich wohl in so etwas wie eine Sporen produzierende Mutantenkönigin. Jedenfalls geht einiges schief, als Hicks das Vieh erledigen will und sich der Kram in der Lüftungsanlage verteilt. Habe ich schon erwähnt, dass mich die Sache mit den Sporen extrem an Covenant erinnert?

Währenddessen haben die Kommunisten ihre eigenen Experimente durchgeführt – die natürlich gründlich in die Hose gegangen sind und in der Vernichtung der ganzen UFV Station mündeten. Freundlicherweise haben sie uns aber vorher noch den mit bester UFV Technik reparierten Bishop zurückgeschickt, um ja kein politisches Feuer zu entzünden…äh…nun ja.

Im Drehbuch wurden immer wieder Witze über Bishops kommunistische Billobeine gemacht…im vorliegenden Roman fehlt der größtenteils. Bishop beschreibt zwar immer wieder aus seiner Sicht, dass die Beine bald den Geist aufgeben werden, aber die bissigen Seitenhiebe auf die „Plagiate aus Fernost“ fehlen hier einfach mal.

Jedenfalls breitet sich die Seuche aus. Menschen verwandeln sich. Menschen sterben. Charaktere verhalten sich nicht sonderlich klug und generell frage ich mich, wo plötzlich alle Leute abgeblieben sind. Hicks ist durch die Umstände zum Anführer einer kleinen Gruppe Zivilisten geworden, die er zur nächsten Rettungskapselstartrampe bringen will. Dafür muss die Gruppe gefühlt weiter als bis zum Schicksalsberg reisen. Man sollte meinen, dass eine stadtgroße Raumstation mehrere Rettungskapseln zu bieten hat….

Währenddessen ist Bishop auf dem Weg zum Hauptreaktor, um die ganze Anchorpoint Station zu sprengen, da die Aliens jetzt, da sie auch noch ansteckend sind, auf keinen Fall das nächste Rettungsschiff befallen dürfen….

Fazit:

Ich bin echt zwiegespalten. Das Skript fand ich immer cool, aber das Buch holt mich leider nur so semi ab. Vielleicht ist es die Übersetzung, der irgendwie „Schmackes“ fehlt, oder die Autorin war wirklich so lustlos. Ich mag Bücher, in denen die Umgebung beschrieben wird. Ich will dabei sein. Hier rauscht irgendwie alles so durch. Ich habe keine Vorstellung davon, wie die Station aufgebaut ist. Es ist alles so steril. Ich möchte mehr das 80er Jahre retrofuturistic Feeling haben. Es wurden zu viele „neumodische“ Begriffe eingebaut. Das Buch fühlt sich zu modern an und trotzdem irgendwie altbacken an.

Von der Story her ist es halt genau das, was man erwartet. Eine Aliens Fortsetzung mit mehr Peng, Bumm, Bäng…aber irgendwie weniger Substanz. Mehr vom Gleichen und weniger Neues – obwohl das so ja auch nicht ganz stimmt. Die Corona-Aliens sind durchaus neu und auch beängstigend, aber sind für meinen Geschmack wiederum ZU weit vom etablierten Schrecken entfernt. Die mutierten Aliens brauchen ja eigentlich keine Facehugger mehr….und die waren für mich immer das Unheimlichste an dem fremden Wesen aus einer fremden Welt….

In diesem Sinne bin ich froh, dass man sich mit Alien 3 doch mehr getraut hat, als nur einen (zu der Zeit) technisch unbefriedigenden Film abzuliefern. Alien 3 mag kontrovers sein und ich habe mir immer ein anderes Ende für Newt und Hicks gewünscht, aber das wäre auch nicht das Gelbe vom Ei gewesen.

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Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Miriam

    Liebe Mila,
    Oh weh, ein Buch, in dem die Umgebung nicht gut beschrieben ist, geht für mich auch gar nicht. Gerade weil Bilder fehlen, ist es so wichtig, dass wir uns vor dem inneren Auge ein eigenes Bild der Szenerie machen können. Schade, dass das der Autorin nicht gelungen ist.
    Liebe Grüße von Miriam von Nordkap nach Südkap

  2. Jana

    Ich stehe zwar voll auf Aliens, muss aber zugeben, dass ich die Filmreihe nie gesehen und die Buchreihe nie gelesen habe! Deshalb habe ich gerade auch nur das berühmte Bild von Sigourney Weaver mit dem Alien im Kopf! Auch keine Station oder die besagten Trucker im Weltall 🙂 Aber schade, dass das Buch ein bisschen trocken rüberkam! Ich brauche auch viele Umschreibungen, auch wenn ich ansonsten viel eigene Kreativität habe!

    Liebe Grüße
    Jana

  3. Katja

    Puh, um ehrlich zu sein finde ich bereits das Cover so gruselig, dass ich das Buch nie in die Hand nehmen würde.
    Was aber vielleicht auch daran liegt, dass es nicht mein Gebiet ist in dem sich meine Literatur befindet.
    Es freut mich trotzdem, wenn Du es einigermaßen magst, auch wenn es nur semi war.

    Viele Grüße, Katja

  4. Mo

    Liebe Mila,

    Fantasy und Aliens sind eher nicht mein bevorzugtes Genre und meine bevorzugen Charaktere. Dennoch kenne ich die Alien Filme, wusste aber gar nicht, dass es so viele verschiedene Drehbücher zum dritten Teil gab. Echt spannende Hintergrundinformationen, die du hier mit uns teilst.
    Schade, dass dich das Buch nicht begeistern konnte. Oft sind ja Bücher besser als der Film, hier ist das komplett anders, auch wenn das Buch ja nicht verfilmt wurde.

    Liebe Grüße
    Mo

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